Tag 20

Wir haben alle gut geschlafen in den Gästezimmern der Gehörlosenschule HLID in Salt. Nach dem gemeinsamen Frühstück mit allen Kindern verabschieden uns die Mädchen und Jungen winkend. Da kommt uns eine Idee: Wir geben den Kindern und Jugendlichen Filzstifte, mit denen sie sich auf den Autos verewigen können. Mit Begeisterung schreiben sie ihre Namen auf Motorhauben, Kotflügel und Heckklappen, malen Bildchen und schreiben für uns nicht verständliche Sprüche. Gegen 9 Uhr brechen wir nach Amman auf.

In der Hauptstadt laufen wir durch Marktstraßen. Es duftet überall nach bekannten und auch uns fremden Gewürzen, nach Seifen und Waschmitteln, nach frischem Brot und auch nach süßem Nachtisch. Und es ist laut. Marktschreierisch versucht hier jeder, an den Mann zu bringen, was er anzubieten hat. Ob gebrauchte Lederwaren, Hemden und T-Shirts oder Schuhe.

Während Andreas zurück zu den Autos läuft und Uta sich das Amphitheater anschaut, suchen Phillip, Simon, Sigrid und ich nach einem Lokal, in dem wir uns stärken können. Ich sehe ein hohes Haus, sechs Stockwerke hoch, bei dem mir in der obersten Etage Sonnenschirme auffallen. Dann ein Transparent mit der Aufschrift: „Breakfast 3 jd“ und „open WiFi“. Und dann sehe ich die abenteuerliche Leiter an der Fassade, über die sich wohl die Menschen im Notfall von ganz oben in Sicherheit bringen sollen.

 

Trotzdem: Wir entscheiden uns, ins „Amman Pasha Hotel“ hinein zu schauen. Innen sieht’s wirklich interessant aus. Im Bar-Raum hängen überall Fotos von lebenden und verstorbenen Persönlichkeiten aus der ganzen Welt. An einer anderen Wand heften Geldscheine, ebenso von überall her. Hier sitzen auch Rallye-Fahrer eines anderen Teams, die hier übernachtet hatten und mit ihrer Unterkunft sehr zufrieden waren. Auf einer Bank sitzt ein älterer Mann, der eine kleine Eule in der Hand hält. Er ist der Chef und er liebt Tiere. Er päppelt sie auf und lässt sie dann wieder frei, sagt er.

 

 

Wir gehen ganz nach oben. Trotz Aufzug nehmen wir die Treppe. Oben erwartet uns ein toller Ausblick auf die Innenstadt. Und weitere Tiere. Hasen und Meerschweinchen hoppeln auf der Dachterrasse herum. Und auch mehrere Schildkröten. Die hoppeln zwar nicht, sind aber trotzdem sehr vital. Zudem gibt’s diverse Vögel in einer Voliere. Nach einiger Zeit kommt auch ein junger Ober und fragt nach unseren Wünschen. Nach einer gefühlten Ewigkeit – eine Stunde war’s allemal – kommt das Bestellte.

 

So lange wir auf die Mahlzeit gewartet haben, so köstlich war diese auch. Kufta. Lammgeschnetzeltes auf Reis. Plötzlich ein Aufschrei. Sigrid lacht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Schildkröten an Fußzehen knabbern. Wir zahlen rasch und eilen zu den Autos.

Um 13 Uhr treffen sich alle Rallye-Teilnehmer bei der Mercedes-Niederlassung in Amman. Sigrid passiert dort das, was im Verlauf der Rallye wohl jedem von uns mindestens einmal widerfahren ist: Sie läuft an ein falsches Auto und wundert sich, dass sie es nicht öffnen kann. Unsere drei Sterne sehen sich aber auch wirklich zum Verwechseln ähnlich. Wir halten sie meist an den unterschiedlichen Dachboxen auseinander.

Beim Treffpunkt erfahren wir auch, dass das für heute geplante Wüstenrennen verschoben wird, wegen einer Veranstaltung zum Ramadan. Stattdessen könnte man auf Weg zum Toten Meer einen Abstecher zu einem Berg machen, den wir aber verpassen. Egal. Die Strecke dorthin führt durchs Gebirge, Berge hat’s da genug. Und wunderbare Aussichten.

Noch vor 15 Uhr kommen wir am Hotel an. Unsere Zimmer aber sind noch nicht fertig. Zudem erfahren wir, dass ein Zimmer für Phillip und mich gebucht ist, ein zweites für Uta und Simon und das dritte für Sigrid und Andreas. Nach längerer Diskussion entscheiden wir uns, unser Veto einzulegen. Scherz. Sofort legen wir Einspruch ein und sagen, dass wir eine andere Vorstellung von der Zimmerbelegung haben. Die Umbuchung ist kein großes Problem. Die Wartezeit versüßen wir uns mit Wassermelone. Gegen 17 Uhr dürfen wir die Zimmer beziehen, wie wir es wollen.

Das Bad im Toten Meer ist erneut grandios. Es ist, als ob man sich auf einer Luftmatratze treiben lässt. Nur ohne Luftmatratze. Nur für den, der Wasser in die Augen oder in den Mund bekommt oder eine offene Wunde hat, ist der Genuss etwas getrübt.

 

Um 20 Uhr essen wir im Außenbereich eines Lokals im Hotel, finden die Musik eines Alleinunterhalters zu laut, genießen dagegen den Auftritt einer Bauchtänzerin.

 

Dann heißt’s Endspurt. Bis um 22 Uhr muss jedes Team sein Roadbook abgeben. Wir legen letzte Hand an und schaffen die Abgabe noch vor Ablauf der Frist.